Beim
Widerstand gibt es sehr unterschiedliche Gruppen mit sehr
unterschiedlichen Zielen:
unter ihnen auch Einzeltäter, die sich mit niemandem abgesprochen haben. Beispiel
Einzeltäter
Georg
Elser, ein einfacher Tischler, versteckte im November 1939 im
Bürgerbräu Keller in München eine Bombe. Dort fand
jedes Jahr am gleichen Tag eine Gedenkfeier an den versuchten
Putschversuch von 1923 statt, an dem Hitler wie in den
vorangegangenen Jahren teilnahm. Hitler überlebte nur, weil er
ausnahmsweise früher als in den Jahren zuvor den Keller
verlassen hatte. Elser wollte damit "den Krieg verhindern".
Elsers Widerstand wurde lange Zeit nicht gewürdigt, seine
Familie erhielt keine Entschädigung. Die Tat eines Einzelnen
eignete sich weniger für für die Erinnerungskultur der
frühen Bundesrepublik als der Widerstand der "höheren
Schichten", in denen Adlige, Studenten oder Bischöfe eine
Rolle spielten.
Insbesondere
der Widerstand von Stauffenbergs und seiner Gruppe wurde als
besonders "ehrenwürdig" erachtet, Damit hoffte man
nach der Einführung der Bundeswehr und der Wehrpflicht, die
Diskussion um die Verstrickung der Wehrmacht in Kriegsverbrechen
unter Kontrolle halten zu können.
Eine
abschließende Würdigung bleibt schwierig. Wann ist es
erlaubt, den Regenten zu ermorden, ab wann ist der Regent ein Tyrann.
Das Grundgesetz der Bundesreublik erlaubt den Widerstand, wenn sonst
keine Abhilfe möglich ist und jemand das Grundgesetz aufheben
will.
Das
Drama Wilhelm Tell wurde von 1933 bis 1945 in Deutschland nicht
aufgeführt . In dem Drama rechtfertigt Friedrich Schiller
denTyrannenmord - Tell erschießt Gessler, den Vertreter des
Östereichischen Kaisers, aus dem Hinterhalt, nachdem dieser
Tells Familie bedroht hatte.
Doch
ist nicht jeder Mord an einem Regenten auch ein Akt der Befreiung. So
kann sich der Mörder John F. Kennedys oder Abraham
Lincolns wohl kaum darauf berufen, einen Tyrannen ermordet zu haben.
Auch
die RAF beanspruchte für sich ein "Widerstandesrecht",
übersah aber dabei, dass die Bundesrepublik kein Unrechtsstaat
war, der eigenen Bürgern oder Menschen anderer Länder nach
dem Leben trachtete.
Der
Widerstand gegen das NS-Regime war breit gefächert. Er reichte
von passiver Widerstand bis zu Emigration und dem "generalstabsmäßig"
geplanten Attentats- und Umsturzversuch vom 20. Juli 1944.
Im
Widerstand fanden sich Männer und Frauen aus allen
sozialen Schichten und politischen Lagern.
die
bekanntesten Gruppen waren die
"Weiße
Rose",
"Kreisauer
Kreises"
"Roten
Kapelle"
Widerstandsgruppen
aus religiöser Überzeugung
Gewerkschaften
und Kommunisten im Untergrund
Die
Weiße Rose war eine Widerstandsgruppe aus dem universitären
Milieu. Willi Graf, Hans Scholl und Sophie Scholl waren neben den
Hochschullehrern Huber und Schmorell die bekanntesten Vertreter.
Willi Graf galt als Logistiker, der die Gruppe mit Materialien wie
Druckmaschinen und Briefmarken versorgte und den Kontakt zu weiteren
Verbündeten außerhalb Münchens herstellte. Obwohl die
weiße rose nur wenige Mitglieder umfasste, geriet sie wegen der
spektakulären Flugblätter an verschiedenen Orten und wegen
der Parolen an Häuserwänden schnell ins Visier der Gestapo.
Selbst englische Flugzeuge warfen Flugblätter der Weißen
Rose über Deutschland ab, um die Menschen aufzuklären.
Daneben
gab es die vielen "unbesungenen Helden", die Verfolgten
Unterschlupf gewährten oder sie mit Lebensmitteln
versorgten.
Thomas
Mann rief aus England über Radio die Deutschen zum Widerstand
gegen den Nationalsozialismus auf.
Eine
Widerstandsgruppe von etwa 50 Frauen 100 Männern wurde von der
Geheimen Staatspolizei (Gestapo) als "Rote Kapelle"gesucht.
Die Gruppe entsand 1933, als man in kleinen Freundeskreisen das
NS-System kritisierte. 1939 schllosen sich die Gruupen um Arvid
Harnack und Harro Schulze-Boysen zusammen. Durch ihren Funkkontakt
zur Sowjetunion wurden sie im August 1942 enttarnt. Von den 130
festgenommenen Mitgliedern der "Roten Kapelle" wurden 49
umgebracht.
Widerstand
gab es auch in den Kirchen. So verurteilte der Bischof von Münster,
Clemens August Graf von Galen, in mehreren Predigten die
nationalsozialistische Terrorherrschaf. Er nannte Massentötungen
von Kranken und Behinderten "vorsätzlichen Morde und zeigte
Verantwortliche wegen Mordes an. Mehr als 70.000 "unheilbar
Kranke" wurden im Zuge des "Euthanasie-Programms" von
den Nationalsozialisten umgebracht. Galen kritisierte in einer
Predigt 1941 "Gewährung des Gnadentods"
Britische Flugzeuge warfen Flugblätter mit Auszügen der
"Euthanasie-Predigt" ab, und auch Mitschriften anderer
Predigten Galens gingen von Hand zu Hand.
In
der evangelischen Kirche war der Dahlemer Pfarrer Martin Niemöller
einer der konsequentesten NS-Gegner. Er gründete im September
1933 den Pfarrernotbund. Aus dem Notbund ging wenig später die
"Bekennende Kirche" hervor. Sie berief sich in der
Auseinandersetzung mit dem NS-Staat und mit den "Deutschen
Christen", die sich als "SA Jesu Christi" verstanden,
auf ein "Kirchliches Notrecht", das den religiösen
Widerstand legitimierte.
Eine
christliche Gesinnung führte auch den evangelischen Theologen
Dietrich Bonhoeffer in den Widerstand. Nach Beginn des Zweiten
Weltkriegs unterhielt er enge Kontakte zur militärischen
Opposition um Admiral Wilhelm Canaris und Hans Oster und wurde am 9.
April 1945 gemeinsam mit diesen im KZ Flossenbürg
hingerichtet.
Als
einzige Glaubensgemeinschaft verweigerten sich die Zeugen Jehovas dem
NS-Regime in aller Konsequenz. Trotz Verbot, Verfolgung und
Konzentrationslagerhaft hielten die meisten Mitglieder an ihrer
Glaubensgemeinschaft fest.
Der
nationalkonservative Leipziger Oberbürgermeister Carl Friedrich
Goerdeler, ein auch von Hitler hoch angesehener Finanzfachmann, trat
1937 aus Protest gegen den in Deutschland herrschenden Antisemitismus
sowie die nationalsozialistische Wirtschafts- und Finanzpolitik von
seinem Posten zurück. Nach Kriegsbeginn wurde Goerdeler zum
Mittelpunkt eines konservativ, nationalliberal ausgerichteten
Widerstandskreises, dem auch der frühere deutsche Botschafter in
Italien, Ulrich von Hassell, sowie General Ludwig Beck, über den
Goerdeler Zugang zu militärischen Widerstandskreisen erhielt,
und Johannes Popitz angehörten.
Hinsichtlich
der Staatsform, wie sie 1941 in der Denkschrift "Das Ziel"
dargelegt wurde, neigte der Goerdeler-Kreis zur Wiedereinführung
der Monarchie und zu einem Zweikammer-System.
Ein
Zentrum des bürgerlich zivilen Widerstands war der "Kreisauer
Kreis", benannt nach dem niederschlesischen Gut Kreisau von
Helmuth James Graf von Moltke, wo ab 1940 auf regelmäßigen
Treffen Konzepte für eine grundlegende staatliche,
wirtschaftliche und soziale Neuordnung Deutschlands nach dem Sturz
der NS-Diktatur erörtert wurden.
Ab
1943 wuchs auch bei den Mitgliedern des "Kreisauer Kreises"
die Überzeugung von der Notwendigkeit eines Staatsstreichs. Nach
der Verhaftung Moltkes im Januar 1944 schlossen sich einige
Mitglieder der Gruppe um Claus Schenk Graf von Stauffenberg und
Goerdeler an und wirkten an den Vorbereitungen zum Attentat auf Adolf
Hitler am 20. Juli 1944 mit.
Angesichts
der Kriegswende in der Sowjetunion, wo nach der für die
Wehrmacht verlorenen Schlacht um Stalingrad im Februar 1943 zunehmend
die Rote Armee die Oberhand gewann, hatte auch in Militärkreisen
der Widerstand gegen Hitler und gegen den von ihm befohlenen
Vernichtungskrieg im Osten zugenommen. Ab 1943 entwarfen
Wehrmachtsoffiziere um Stauffenberg, Friedrich Olbricht und Henning
von Tresckow in Verbindung mit dem zivilen Widerstand um Beck,
Goerdeler und Mitglieder des "Kreisauer Kreises" Pläne
für eine Regierung nach dem Sturz des NS-Regimes. Ihnen gelang
es, Dutzende von Unterstützern innerhalb und außerhalb der
Wehrmacht für den geplanten Staatsstreich zu gewinnen. An dem
Umsturzversuch beteiligten sich die Männer aus ganz
unterschiedlichen Motiven. Einige hatten den verbrecherischen
Charakter des NS-Regimes schon früh erkannt und waren gegen
dieses seit den 30er Jahren aktiv. Viele Militärs waren über
die im Namen Deutschlands begangenen Verbrechen in Europa informiert
und hatten eingesehen, daß sie als Offiziere den von
Deutschland entfachten Krieg selbst zu lange mitgetragen hatten.
Andere Männer hingegen wollten angesichts der militärischen
Situation und der sich nun abzeichnenden Niederlage nicht viel mehr,
als ihre eigene Haut retten. Die Verschwörer planten die
Beseitigung des NS-Regimes und Friedensschlüsse mit den
Kriegsgegnern, um weitere Opfer zu vermeiden und um den Beweis
anzutreten, daß Deutschland aus eigener Kraft mit der Diktatur
gebrochen habe. Über die Zukunft Deutschlands aber herrschte
Ungewißheit und Uneinigkeit, die Rückkehr zur
parlamentarischen Demokratie der Weimarer Republik strebten die
Wenigsten an.
Nach
dem misslungenen Umsturzversuch am 20. Juli 1944 nahm die Gestapo in
den folgenden Wochen Tausende von Regimegegnern fest, rund 5.000 von
ihnen wurden bis Kriegsende hingerichtet - viele aus Rache des
NS-Regimes noch in den letzten Kriegstagen - oder starben an den
Haftbedingungen.
Mit
den alliierten Truppen kamen 1945 auch Deutsche zurück in ihre
Heimat, die schon in den 1930er Jahren ins Ausland geflohen und dort
der Armee beigetreten waren. So nahm der Schriftsteller Stefan Heym
als Soldat der US-Armee im Juni 1944 an der alliierten Invasion in
Frankreich und an dem Vormarsch ins Deutsche Reich teil. Andere
schlossen sich erst während des Krieges als Gefangene oder
Überläufer den gegnerischen Streitkräften oder
beispielsweise dem Nationalkomitee "Freies Deutschland"
(NKFD) an. Ihm gehörten kommunistische Funktionäre und
Intellektuelle im sowjetischen Exil sowie ehemalige
Wehrmachtssoldaten an. Unter Führung der deutschen
Exilkommunisten Wilhelm Pieck und Walter Ulbricht forderte das NKFD
über den Radiosender "Freies Deutschland" die
Bevölkerung im Deutschen Reich zum Staatsstreich gegen Hitler
auf. An den Frontlinien konzentrierte sich die Tätigkeit des
NKFD ebenfalls auf propagandistische Maßnahmen: Mit
Lautsprecherdurchsagen und Flugblättern rief es die
Wehrmachtssoldaten zur Einstellung der Kämpfe und zum Überlaufen
auf. Gefangene oder übergelaufene Soldaten mit Interesse an der
Mitarbeit im NKFD nahmen in Lagern an kommunistischen Umschulungen
teil, für Hitler und treue Angehörige der Wehrmacht galten
sie als Verräter.
Vergleiche:
Lemo – Widerstand
Willi
Graf (1918-1943), NS-Widerstandskämpfer
Willi
Graf war ein christlich motivierter Widerstandskämpfer gegen den
Nationalsozialismus. Er war Mitglied der Münchener
Widerstandsgruppe „Weiße Rose" und wurde 1943
hingerichtet.
Willi
Graf wurde am 2.1.1918 in Euskirchen-Kuchenheim als drittes Kind des
Kaufmanns und späteren Molkereibesitzers Gerhard Graf (geboren
31.7.1885) und dessen Frau Anna Gölden geboren. Nach dem Umzug
der Familie 1922 ins Saarland absolvierte Graf in Saarbrücken
die Volksschule und das Ludwigsgymnasium. Aufgewachsen in einer
streng katholischen Familie, besuchte Willi Graf regelmäßig
den Gottesdienst und wurde Messdiener an Sankt Johann in Saarbrücken.
1929 trat er dem katholischen Schülerbund „Neudeutschland"
(ND) bei, in dem sich die Traditionen der Jugendbewegung mit
katholischen Anliegen verbanden. Hier lernte er auch seine späteren
Mitstreiter Rudi Alt (geboren 1915) und Willi Bollinger (1919-1975)
kennen.
Nach
Auflösung des „Bund Neudeutschland" 1934 durch die
Nationalsozialisten schloss sich Graf dem verbotenen „Grauen
Orden" an. Der „Graue Orden" war geprägt durch
bündische Traditionen und die Ziele der liturgischen Bewegung.
Im Mittelpunkt des Gruppenlebens standen die geistigen
Auseinandersetzungen mit Dichtung und Kunst sowie größere
Fahrten. Trotz des Drängens seiner Eltern - der Vater Gerhard
Graf war bereits 1935 der NSDAP bei getreten -, von Lehrern und
Mitschülern weigerte sich Graf der Hitlerjugend (HJ)
beizutreten;seine christliche Überzeugung ließ sich nicht
mit der nationalsozialistischen Diktatur vereinbaren.
Nach
dem Abitur 1937 wurde Willi Graf zum Reichsarbeitsdienst eingezogen;
anschließend begann er in Bonn ein Medizinstudium. Im Januar
1938 wurde Graf wegen seiner Mitarbeit im „Grauen Orden"
und der wiederholten Fahrten und Wanderungen inhaftiert. Vom 22.1.
bis zum 5.2.1938 saß er zusammen mit 17 weiteren Mitgliedern
des „Grauen Ordens" in Untersuchungshaft, am 21.4.1938
wurde Graf vor dem Mannheimer Sondergericht wegen „bündischer
Umtriebe" angeklagt. Nach der Annexion Österreichs am
13.3.1938 wurde das Verfahren im Zuge einer Generalamnesie jedoch
eingestellt.
1939
übersiedelte Graf nach München, um sein Studium an der
Ludwig-Maximilians-Universität fortzusetzten. Im Januar 1940
wurde er zu einer Sanitätsersatzabteilung eingezogen und zum
Sanitäter ausgebildet. Im September 1940 wurde er als
Sanitätsunteroffizier an die nordfranzösische Kanalküste
abkommandiert, bevor er im November 1940 über Flandern nach
Burgund versetzt wurde. Im Frühjahr 1941 beteiligte sich seine
Einheit am Feldzug gegen Jugoslawien und Griechenland. Bereits im Mai
1941 wurde seine Einheit schließlich nach Polen verlegt, wo sie
bis zum Überfall auf die Sowjetunion im Juni 1941 stationiert
war. Danach folgte der Einmarsch nach Russland, den Graf bis zu
seiner Abkommandierung im April 1942 miterlebte.
Die
Erfahrungen in Polen und Russland und die ideologisch motivierte
Grausamkeit der deutschen Besatzer gegenüber der einheimischen
Bevölkerung ließen Willi Graf immer wieder in Konflikt mit
seinen in der Jugend gesetzten Maßstäben der Nächstenliebe
und des Gewissens geraten und bestätigten ihn in seiner
ablehnenden Haltung gegenüber dem nationalsozialistischen
Regime.
Im
April 1942 wurde Willi Graf in eine Münchener Studentenkompanie
versetzt, wo er sein Studium fortsetzen konnte; kurz darauf nahm er
wieder Kontakt zu seinen Freunden aus dem „Grauen Orden"
auf, die ebenfalls in München studierten. In seiner
Studentenkompanie lernte Graf im Juni 1942 Hans Scholl (1918-1943)
und Alexander Schmorell (1917-1943) kennen und wurde von ihnen zu
Lese- und Diskussionsabenden eingeladen
Hans
Scholl und Alexander Schmorell hatten im Juni 1942 damit begonnen,
Flugblätter zu formulieren und zu verteilen. Zwischen dem 27.6.
und dem 12.7.1942 verfassten sie zusammen vier Texte, die den Titel
„Flugblätter der Weißen Rose" trugen und in
denen auf das Unrecht der Nationalsozialisten aufmerksam gemacht
wurde; per Post schickten sie diese anonym an ausgewählte
Personen. Nach anfänglichen Zweifeln wurde Graf selbst aktives
Mitglied der Widerstandsbewegung.
Im
Juli 1942 wurde Willi Graf zusammen mit Scholl und Schmorell erneut
an die Ostfront nach Russland abkommandiert, wo die jungen Studenten
Zeugen der Kriegsgräuel und Verbrechen der deutschen
Einsatzkommandos wurden. Zum Wintersemester 1942/ 1943 kehrten Graf
und seine beiden Freunde nach München zurück, wo wiederholt
Diskussionsabende veranstaltet und neue Widerstandsaktionen geplant
wurden. Während der Weihnachtsferien in Saarbrücken
übernahm Willi Graf die Aufgabe, neue Helfer bei seinem alten
Freundeskreis aus der Bündischen Jugend zu gewinnen, um die
Münchener Widerstandsgruppe „Weiße Rose" um die
Geschwister Hans und Sophie Scholl (1921-1943) zu unterstützen.
Dabei musste Graf allerdings feststellen, dass er bei seinen alten
Freunden nicht auf die erhoffte Resonanz, sondern auf Zurückhaltung
stieß. Lediglich Willi Bollinger und Rudi Alt erklärten
sich bereit, bei den geplanten Widerstandsaktionen mitzuhelfen.
nach
oben
Am
7.1.1943 kehrte Willi Graf nach München zurück, zwei Tage
später trafen sich Graf, Scholl und Schmorell mit Professor Kurt
Huber (1893-1943), um über das geplante fünfte Flugblatt zu
diskutieren, in dem auf die bevorstehende Niederlage der deutschen
Armee aufmerksam gemacht und Vorstellungen für ein neues
Deutschland dargestellt werden sollten. Eine Woche nach Beginn der
Vervielfältigung des fünften Flugblattes fuhr Willi Graf am
20.1.1943 nach Köln, Bonn, Saarbrücken und
Ulm, um weitere Mitglieder für die „Weiße Rose"
zu gewinnen. In Bonn übergab er ein Exemplar des Flugblattes und
einen Vervielfältigungsapparat an Willi Bollinger, der 200
Exemplare an verschiedene Personen verschickte.
Die
Verteilung der Flugblätter war diesmal gründlich geplant
worden; während Graf in Köln, Bonn, Saarbrücken und
Ulm für die Verteilung sorgte, verschickten Scholl und Schmorell
in München einige hundert Briefe. Sophie Scholl fuhr, während
sich Willi Graf im Rheinland aufhielt, nach Augsburg, um dort
ebenfalls Briefe einzuwerfen. Auch in Stuttgart, Salzburg, Wien,
Berlin und Linz an der Donau wurden die Flugblätter per Post
versandt. Außerdem begannen Hans Scholl und Alexander
Schmorell, nachts Wandparolen gegen Hitler und die
Nationalsozialisten an Häuserwände zu malen. An den darauf
folgenden nächtlichen Aktionen nahm auch Willi Graf teil. In den
Tagen vor der letzten Aktion in der Nacht vom 15. auf den 16.2.1943
hatten die drei zusammen mit Professor Huber bereits mit der
Herstellung des sechsten Flugblattes begonnen und es am 16.2.1943
versandfertig gemacht.
Da
nach der ersten Versandaktion des sechsten Flugblattes noch eine
größere Anzahl der Schriften übrig geblieben war,
wollte Hans Scholl diese in der Münchener Universität
verteilen, wobei er und seine Schwester Sophie verhaftet wurden. Am
18.2.1943 wurde Willi Graf, der ein Angebot Schmorells zur Flucht
ausgeschlagen hatte, zusammen mit seiner an den Widerstandsaktionen
unbeteiligten Schwester Anneliese in München festgenommen. Der
Prozess gegen Willi Graf, gegen die mittlerweile ebenfalls
inhaftierten Alexander Schmorell, Professor Kurt Huber und weitere
elf Mitglieder der „Weißen Rose" wurde am 19.4.1943
eröffnet. Nach ersten Versuchen, seine Beteiligung zu leugnen,
konnte Graf bald nicht mehr verbergen, dass er als Hauptbeteiligter
dem engsten Kreis der „Weißen Rose" angehört
hatte.
Bereits
am 22.2.1943 waren Sophie und Hans Scholl wegen landesverräterischer
Feindbegünstigung, Vorbereitung zum Hochverrat vom
Volksgerichtshof unter dem Vorsitz Roland Freislers (1893-1945) zum
Tode verurteilt und hingerichtet worden.
Auch
bei Graf lauteten die Anklagepunkte auf Vorbereitung zum Hochverrat,
Wehrkraftzersetzung und Feindbegünstigung. Außerdem wurde
ihm noch die Teilnahme an Besprechungen über die
Flugblattherstellung, die Beihilfe beim Abziehen der Flugblätter,
die Beschaffung von Briefumschlägen, die Mithilfe bei der
Versendung der Briefe sowie deren Finanzierung, die Beteiligung an
zwei „Schmieraktionen" und die Werbung weiterer
Gesinnungsfreunde vorgeworfen. Schließlich wurde Graf durch
Roland Freisler zum Tode verurteilt. Die Vollstreckung des Urteils
wurde jedoch ein halbes Jahr ausgesetzt, da sich die Gestapo aus den
Verhören Willi Grafs weitere Namen von Oppositionellen erhoffte.
Graf war jedoch äußerst verschwiegen und rettete so vielen
Mitstreitern das Leben.
Willi
Graf wurde am 12.10.1943 im Gefängnis Stadelheim im Alter von 25
Jahren mit dem Fallbeil enthauptet und in München auf dem
Friedhof am Perlacher Forst bestattet. 1946 wurden die Gebeine
exhumiert und auf dem Alten Friedhof Sankt Johann in Saarbrücken
beigesetzt.
Nach
Willi Graf wurden in Deutschland acht Schulen sowie ein
Studentenwohnheim benannt. Am Geschwister-Scholl-Gymnasium in Münster
wird zudem jedes Jahr der Willi-Graf-Preis an besonders engagierte
Abiturienten vergeben. 2003 verlieh ihm die Stadt Saarbrücken
posthum die
Ehrenbürgerwürde.
Quelle:
http://www.rheinische-geschichte.lvr.de/persoenlichkeiten/G/Seiten/WilliGraf.aspx